Mit arabischen
“falschen” Grüßen!

Es ist wirklich seltsam: kaum ein Hinweisschild ist richtig geschrieben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisationsteams einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Offenbach machen sich Mühe und übersetzen alles ins Arabische bzw. in andere Sprachen, damit die Bewohner alle Informationen über Hausordnung, Mahlzeiten und Ähnliches in ihrer Muttersprache lesen können. Sie beklagen sich jedoch,  dass die Schilder ungeachtet bleiben, als ob man sie nicht lesen kann oder will, obwohl man sich viel Muhe mit der Übersetzung gemacht hat.

Nach einem ersten Rundgang habe ich festgestellt, dass mindestens 8 von 10 Schildern komplett falsch sind und dass die Übersetzungen viele Rechtschreibfehler aufweisen, dass man sie nicht verstehen kann. Diese Sache habe ich in 50 Einrichtungen für Flüchtlinge 2015 und 2016 in Hessen, NRW, Bayern, Brandenburg, Bremen und Niedersachsen erlebt. Es ist eindeutig, dass kein Lektorat oder Korrekturlesen erfolgte!

Eine Mitarbeiterin hat mir ausgeschildert, wie sie die Schilder gemacht hat: “Unser ehrenamtlicher Übersetzer ist Araber und er hat uns die Worte ins Arabische übersetzt und uns als PDF Datei zugesendet. Wir haben die Datei mit unserem PDF Reader geöffnet und in unser Textverarbeitungsprogramm kopiert, formatiert und ausgedruckt”. Und genau hier liegt die Quelle des Fehlers, das öfter beim Kopieren zwischen verschiedenen Dateiformaten passiert. Arabische Sprache wird von rechts nach links geschrieben und manche Textverarbeitungsprogramme bzw. Grafik-Software erkennen das nicht automatisch. Die Reihenfolge der Worte bzw. der Buchstaben kann dadurch versetzt bzw. verdreht werden. Als Beispiel: man möchte den Hinweis “Frühstückszeit” übersetzen. Die richtige arabische Übersetzung wäre “مواعيد الإفطار”. Anstelle davon und wegen der Buchstabenverdrehung steht auf den Schildern: ”  ا ل إ ف ط ا ر  م واع   ي د“, was ein normaler Muttersprachler nicht verstehen würde. Die Mitarbeiterin wollte ein “Frühstückszeit” Schild aufhängen, daraus ist “t i e z s k c ü t s h ü r f” oder manchmal noch schlimmer ” z e i t s k c ü t s h ü r f “geworden. Dieses Problem von Verdrehung der arabischen Buchstaben und falscher Darstellung von arabischen Texten ist ein häufiges Problem. Dieser Fehler passiert fast musterhaft und egal wo, ob in einer Broschüre eines Kölner Beratungsinstituts für gewaltfreie Erziehung, oder ob in einem Katalog eines globalen Herstellers für Sensorlösungen für Logistik- und Prozessautomation oder bei spanischen Hersteller von Sportgeräten.

Das Industriegebiet Ludwigsfelde, Landkreises Teltow-Fläming in Brandenburg begrüßt mit falschen arabischen Grüßen, nicht mit “ahlan wa sahlan; “أهلاً و سهلاً”, sondern mit “nalhas aw nalha, ” ل اً ه س و اً ل ه أ” und zwar in Metal für alle Ewigkeit eingraviert!

Fehler können natürlich immer passieren und es gibt kaum ein System frei von Fehlern. Das problematische daran ist, wenn man eine wichtige Informationen vermitteln möchte, die letztendlich wegen solchen Fehler ungeachtet bleibt und deswegen unterstellt man die Adressaten noch eventuell dazu, dass sie die Informationen nicht lesen wollen bzw., dass sie die Regeln nicht beachten und respektieren. Normalerweise sind die Arbeitsprozesse in Deutschland so optimiert, dass sie nicht fehleranfällig sind. “Denken in Zuständigkeit” ist ein Funktionselement in diesen Arbeitsprozessen, das im ruhigen routinierten Alltag super funktionieren kann. Denken in Zuständigkeit funktioniert allerdings nicht einwandfrei in Ausnahmesituationen. Wir leben ja schließlich im VUCA-Zeitalter: voller Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit und darauf muss man mit übergreifendem Denksystem antworten, also mit Vision, Verständnis, Klarheit und Proaktivität. Dadurch lassen sich solche Flüchtigkeitsfehler vermeiden und das ist die Kunst der interkulturellen Selbstentwicklung!

Fazit: vor dem Ausdrucken bzw. vor dem Aufhängen und insbesondere vor der endgültigen Produktion unbedingt Korrekturlesen lassen, bevor es richtig teuer wird! 

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